Weniger ist mehr – von der Psychophysik belegt
Mehr Intensität eines Reizes führt nicht zu mehr Wirkung
Die Psychophysik stellt eines der wissenschaftshistorisch ältesten psychologischen Forschungsgebiete dar. Sie betrachtet die Wechselbeziehungen zwischen subjektivem Erleben und quantitativ messbaren, also objektiven physikalischen Reizen. Protagonisten dieser experimentellen Psychologie sind Gustav Theodor Fechner und Ernst Heinrich Weber. Heute erlebt die Psychophysik wieder eine Aufwertung – auch durch moderne bildgebende Verfahren der Neurobiologie.
Untersuchungsgegenstand ist unter anderem:
Die Wahrnehmungsschwelle: Erst wenn diese erreicht ist, reagieren wir mental. Hier besteht nochmals ein Unterschied in bewusster und unbewusster Wahrnehmung.
Die Unterschiedlichkeitsschwelle: Erst dann können Reize voneinander unterschieden werden – z. B. unterschiedliche Farbnuancen, unterschiedliche Tönhöhen oder Gerüche.
Die Reiz/Reaktion-Folge: Erst wird der Reiz registriert und dann identifiziert bzw. eine metale oder körperliche Reaktion erlebt.
Die Reizstärke: Wie genau kann die Stärke eines Sinnesreizes bewertet werden?
Daraus leiten sich zwei psychophysische Gesetze ab:
Webersches Gesetz: Je stärker der Reiz, desto größer muss der Reizunterschied sein, um einen Unterschied zu bemerken.
Fechnersches Gesetz: Eine Verdopplung der Reizstärke hat nicht eine Verdopplung der Empfindungsstärke, sondern etwa nur einen Zuwachs von 30 Prozent zur Folge.
Beide Gesetze liefern einen guten Grund für den Leitsatz guter Gestaltung und Kommunikation “Weniger ist mehr”. Je mehr die Kommunikation auf Reizstärke fokussiert, umso schwieriger wird Verständnis und Wirkung.
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