Gestaltungsprinzipien für Fotos und Videosequenzen

Fotografen nannte man früher Lichtbildner. Aus gutem Grund: Ein Bild ist dann gut, wenn die Formatentscheidung, die Komposition, 
die Gewichtung und die Position der Bildelemente kontrastreich harmoniert. Dabei gilt fast immer „weniger ist mehr“. Auch bei einem guten Foto oder einer guten Filmszene gilt es, das Wichtigste in Szene zu setzen und Unwichtiges in den Hintergrund zu rücken. So ist bei einem Portrait z. B. wichtig, dass die Augenpartie „knackscharf“ ist. Schon die Nasenspitze und die Haare dürfen leicht unscharf sein und der Hintergrund sollte dem Namen entsprechend in den Hintergrund treten – also nicht ablenken. Wer eine Kamera hat, bei der man durch die Blendenöffnung die Schärfentiefe steuern kann, kann den Hintergrund verschwimmen lassen. Bei der Handyaufnahme stellt die Automatik meist alles scharf – umso wichtiger ist es, das Hauptmotiv vor einem ruhigen Hintergrund, der nicht ablenkt, abzubilden. Wichtig sind auch die Bild
achsen und die Position der bildwichtigen Elemente. Ein Foto hat mehr Spannung, wenn es nach der Drittelregel gestaltet ist. Das heißt, bauen Sie Spannung auf, indem Sie dominante Bildachsen (z. B. den Horizont) nicht mittig also 1/1 platzieren sondern 1/3 zu 2/3. Beispiele und Erklä
rung erhalten Sie unter dem Link. Auch bei professionellen Fotos werden Sie diese Regel erkennen.

Kameraposition:

Das Gestaltungsprinzip Wichtiges und Unwichtiges, Vorder-, Mittel und Hintergrund gestalterisch auszubalancieren kann durch ent
sprechende Farben und Strukturen unter
stützt werden. Denn manche Farben oder Muster sind auffällig, manche treten zurück. Durch die Position der Kamera und die Wahl des Objektives bzw. das Zoomen (digitales Zoomen beim Handy verschlechtert die Qualität) gestalten Sie das „Lichtbild“. Also bewegen Sie sich, stehen einmal auf einem Stuhl oder einer Leiter, legen Sie sich hin oder gehen Sie wenigstens in die Knie. Schauen Sie genau hin, bevor Sie den Auslöser drücken. Dazu ist der Sucher da! Und halten Sie die Kamera stabil ruhig!

Bildausschnitt:

Menschen sind grundsätzlich neugierig. Suchen Sie deshalb Bildausschnitte, die ungewöhnlich sind. So fesseln Sie den Betrachter. Selbst ein gutes einzelnes Foto kann inspirieren und eine Geschichte erzählen. Denken Sie immer an den roten Faden bei einer Fotosession und beim Videodreh (Drehbuch!).

Emotionen:

Denken Sie daran, mit Ihrer Aufnahme Emotionen zu wecken. Das gelingt z. B., wenn Sie Mimik und Haltung einfangen. Menschen interessieren sich für Menschen! Die Aufnahme des ganzen Chors mit Köpfen in Stecknadelgröße transportiert selten Emotion! Indem Sie den Menschen in Beziehung zum Raum setzen, wecken Sie auch Emotion. Ein kleines Mädchen auf einer großen Bühne wirkt anders als viele Menschen gedrängt auf engem Raum.

Schärfe:

Das Hauptmotiv muss scharf sein (Oder Sie setzten Bewegungsunschärfe bewusst ein). Fehlfokussierte und verwackelte Bilder sind Ausschuss!

Farben:

Erkennen Sie „farbstichige“ Aufnahmen: Das Foto wirkt unnatürlich „kalt“ (= blaustichig) oder zu „warm“ (= rotstichig). Üblicherweise liefert die auto-matische Einstellung des sogenannten „Weißabgleichs“ gute Ergebnisse. Das heißt, egal, ob Sonnen- oder künstliche Beleuchtung, das Foto wirkt wirklichkeitsnah. Manchmal kann es aber notwendig sein, die Kamera z. B. auf Kunstlicht einzustellen.

Kontrast:

Das Auge kann viel mehr Helligkeitsunterschiede wahrnehmen als die Kamera abbilden kann. Sind die Kon
trastunterschiede zu groß (z. B. bei grel
lem Sonnenlicht und starken Schatten) „bricht“ das Foto aus. Diese Fotos und Videos kann man auch mit der Bildbearbeitung nicht mehr retten.

Belichtung:

Ist das Foto oder der Film richtig belichtet, ist es weder zu hell noch zu dunkel. Natürlich gibt es Szenen die eher hell (im Schnee) oder dunkel (Aufführung) sind – aber gerade hier ist es wichtig, richtig zu belichten, damit viele Details zu erkennen sind.

Kameraführung:

Sorgen Sie beim Filmen stets für eine ruhige Kamera. Das gelingt nur mit einem Stativ! Vermeiden Sie hektische und unruhige Schwenks aber auch Zooms während der Aufnahme. Achten Sie einmal bei professionellen Filmen darauf, wie wenig diese Gestaltungsmittel eingesetzt werden. Das klassische Gestaltungsmittel im Film ist der Umschnitt von verschiedenen Kamera
positionen. Nehmen Sie deshalb am besten gleichzeitig mit zwei Kameras auf! So können Sie z. B. Nahaufnahmen und Detailaufnahmen später spannend kombinieren und zusammenschneiden.

Weitere Impulse:

Bild 4 Bild 5 Auszug Roter-Fisch-3_zur Fotografie

 

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