Banalitäten denglisch verpackt – die Sprache der Werber?
Wir sind keine Sprachpuritisten
…und die deutsche Sprache und Kultur wird nicht untergehen – auch nicht wegen Anglizismen. Im Gegenteil, Sprache bleibt lebendig durch den Austausch mit fremden Kulturen und anderen Sprachen. Viele “deutsche” Worte haben fremden Ursprung: “Debakel” (französisch), “Alarm” (italienisch), “Quark” (slawisch), “Tasse” (iranisch), “Schokolade” (aztekisch), “Hummer” (skandinavisch), “Kiosk” (türkisch)… Diese Liste könnte lange weitergeführt werden. Ein Känguru (australisch) muss nicht “Roter Riesen-Sackhüpfer” genannt werden.
Gerade der kreativ-freche Umgang mit Worten hat seinen Reiz
Das zeigt sich immer in der Jugendsprache – die übrigens schon keine mehr ist, wenn sie bei den Erwachsenen angekommt. Zudem sollten wir die Jugendsprache auch den Jugendlichen lassen! Das “Rendnerbravo” für die Apothekenrundschau, der “Gedankenmanifestator” für einen Stift und die “Fußhupe” für den kleinen Yorkshire-Terrier zeigen, dass Sprache von Assoziationen lebt und sie zugleich (lateinisch) weckt.
Aber wir finden platten Inhalt Denglish auszudrücken ist ein “voller Griff ins Klo” (Jugendsprache der 70er), besonders von einer Top-Ten Agentur. Vielleicht ist das der wirkliche Grund für den Baden-Württemberg Slogan “Wir können alles außer Hochdeutsch”.
Und das kann man in einer Konzeption für einen namhaften Kunden lesen:
„Boosten der Carry-Over Effekte bei Pull-Instrumenten im Cross-Over-Mix…
…Interaktivität ist für im Branding ein ganz wichtiges Asset…JobDescriptions für die Core-Competences der Event-Units garantieren die powervolle Performance.”
Das ist sprachlich daneben und inhaltlich dünn – oder auf neudeutsch einfach “Bullshit”.
Sprache zeigt Zugehörigkeit zu einer Branche und soll nicht nicht selten Kompetenz vorgaukeln.
Aber zur Ehrenrettung der Kommunikationsbranche ein weiteres Beispiel, das beweist, dass ebenfalls hochgelobte Philosophen die Fähigkeit haben, sich unverständlich auszudrücken:
“Eine wenn auch anonym gewordene Volkssouveränität zieht sich in die demokratischen Verfahren und in die rechtliche Implementierung ihrer anspruchsvollen Kommunikationsvoraussetzungen zurück, um sich als kommunikativ erzeugte Macht zur Geltung zu bringen. Genau genommen entspringt diese den Interaktionen zwischen rechtsstaatlich institutionalisierter Willensbildung und kulturell mobilisierten Öffentlichkeiten, die ihrerseits in den Assoziationen einer von Staat und Ökonomie gleich weit entfernten Zivilgesellschaft eine Basis finden.”
Macht es Ihnen Spaß Jürgen Habermas zu lesen und haben Sie es verstanden, um was es genau geht. Wir nicht.
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